Meine Mutter hat Sauerkraut immer geliebt, mein Vater betrachtete es eher als gesunde Medizin für die kalte Jahreszeit, und wir Kinder??
Regelmäßig wurde in den Wintermonaten aus dem Reformhaus das “wertvolle” eingelegte Filderkraut geholt; als Vorspeise oder Beilage mussten wir es essen. Dabei schmeckte es uns Kindern am allerbesten, wenn es zwischen zwei dick geschnittenen Scheiben Kartoffelbrot (in Schwaben heißt es genetztes Brot und ist sensationell lecker!) auf feiner Leberwurst lag und während der Lagerung im Butterbrotpapier so langsam alles durchweichte. So eine dicke Stulle bekamen wir oft als Brotzeit mit, wenn wir zwischen Weihnachten und Neujahr als Mitglieder im Turnverein auf der Schwäbischen Alb eifrig das Skifahren erlernten; dazu eine heiße Zitrone - Skiwasser - und wir waren die glücklichsten Kinder!
Leider hat meine Mutter als sehr strenge Oma versucht, das Sauerkraut auch an ihre Enkelkinder weiterzugeben. Dabei passte sie genauestens auf, dass bei Tisch die von ihr mit Kraut aufgeladenen Teller auch komplett leer gegessen wurden; ein Alptraum für unseren zweiten Sohn, der seither dieses fermentierte Gemüse nicht mehr anrührt.
Jetzt gibt es ja wieder überall in den Supermärkten oder auf dem Wochenmarkt das für uns Menschen mit Nahrungsunverträglichkeiten so leicht verträgliche Spitzkraut, aus dem ich heute einmal einen fruchtigen Salat zubereitet habe; wollt ihr mal kosten?
Für einen kleinen Kopf Spitzkraut benötigt ihr Folgendes:
2 unbehandelte Orangen
mittelscharfer Senf
Reissirup
Salz, Pfeffer
trockener Weißwein Essig oder Reisweinessig
Rapsöl
Walnüsse
Den Spitzkohl von den äußeren Blättern und dem Strunk befreien und mit einem Hobel oder einer Reibe fein hobeln.
In einer großen Schüssel den Senf mit Reissirup, etwas Essig und mit Öl vermengen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit dem gehobelten Kraut gut vermischen; etwas durchziehen lassen.
In der Zwischenzeit die Orangen waschen, trocken reiben und schälen.
Jede Orangenspalte vorsichtig filetieren, also so gut wie möglich von der weißen Haut befreien.
Die Walnüsse knacken und mit den Orangenfilets unter den Spitzkrautsalat mischen.
Gutes Gelingen und besten Hunger!
Übrigens kann ich euch den Spitzkrautsalat zu gebratener Entenbrust in Orangensoße mit Kartoffelpuffern wärmstens empfehlen, sozusagen als Alternative zum für uns nicht bekömmlichen Rotkraut!