In den letzten Tagen habe ich wieder sehr viel an meine Großmutter gedacht, die schon so lange verstorben ist, aber in meiner Gedankenwelt immer wieder einmal präsent ist.
Dieses Mal kamen mir die vielen Berichte meiner Mutter und ihrer Geschwister in den Sinn, die vom Krieg und der Flucht aus Schlesien handelten - diese Erinnerungen werden durch die heutigen Kriegswirren in der Ukraine und auch 2015 durch den Syrien Krieg wieder lebendig. Ist es doch gar nicht so lange her, dass zwei Generationen vor mir die Grausamkeit in Form von immenser Kälte, Hunger, Vertreibung, Armut, Heimatlosigkeit meine Familie unter tausenden von anderen Mitmenschen so sehr überfiel. Damals gab es keine Möglichkeit der psychologischen Betreuung oder der Aufarbeitung; tiefe Depressionen gingen einher mit einer starken Verdrängungs-Theorie. Meine Mutter fing später bei ihren Enkelkindern an, manche Gute-Nacht-Geschichten aus ihren Erlebnissen von der Flucht zu erzählen! Und da ist so viel passiert - sie war erst 13 Jahre jung!
Ihre Mutter, also meine heiß geliebte Großmutter, hat sich wohl damals während der Flucht in ihre eigene Welt zurückgezogen. Sie hatte ihre jüngste Tochter als Baby fest bei sich und machte einfach, was ihr von meiner Mutter gesagt wurde. Ich habe von meiner Großmutter später nie etwas über diese furchtbare Zeit gehört.
Sie war eine Seele von Mensch; in ihrem tiefen Glauben lebte sie regelrecht das Christentum, benötigte für sich nur das aller wenigste (hatte auch nur eine kleine Witwenrente) und gab dafür umso mehr allen Bedürftigen, Kranken und ihrer Familie an Nahrung und aufopfernder Liebe und Hingabe. Sie hat mich immer an Sterntaler aus dem Märchenbuch der Gebrüder Grimm erinnert. Oft habe ich sie erlebt, wie sie bekannten und fremden Menschen ihre Türe öffnete, sie herein bat und mit ihnen selbstverständlich ihre Gaben teilte. Meine Großmutter hatte eine so große Ausstrahlung, war furchtlos allem Fremden gegenüber und hat aus ihrem Glauben heraus ihre Kraft und Liebe verbreitet.
Mein Bruder und ich waren immer sehr gerne bei ihr, und zufällig hatte sie in solchen Momenten auch immer etwas Feines für uns zum Essen parat, wie zum Beispiel den besten Gurkensalat für mich, eine Scheibe Brot mit Butter und ganz viel Rübensirup für meinen Bruder, oder aber den allerbesten Quarkauflauf, den ich je gegessen habe!
Eigentlich ist diese Speise ja ganz einfach von den Zutaten her und in der Zubereitung, aber für uns ist sie immer eine Besonderheit geblieben. Meine Großmutter hat eben gespürt, dass wir im Anmarsch waren, und schon duftete es uns im Hausflur lecker entgegen. Dann kamen immer gleich mehrere Auflaufformen aus dem Ofen hervor, die wir entweder bei ihr schon leerten, oder aber mitnehmen durften. Denn auch kalt ist so ein Quarkauflauf eine besonders leckere Angelegenheit!
Kennt ihr das auch, dass einem der Geschmack einer Speise aus der Erinnerung noch so sehr erhalten bleibt? So geht es mir mit dem Quarkauflauf. Leider treffe ich diesen Geschmack nicht mehr beim Nachbereiten; das liegt wohl am fehlenden Zucker, der ja bei mir durch Erythrit ersetzt wird. Und auch die Konsistenz ist etwas anders.
Aber nachdem ich gestern meinem Mann gleich zweimal vom warmen Auflauf nachreichen sollte, und meine Freundin später auch ganz begeistert davon war, bin ich doch sehr beruhigt.
Daher präsentiere ich euch heute eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten:
Ein luftig leichter Quarkauflauf mit wilden Blaubeeren (TK - Kost in diesem Fall!).
Viel Spaß beim Nachbereiten!
Für eine Auflaufform benötigt ihr Folgendes:
500 g laktosefreien Quark (ich habe 40% -und Magerquark verwendet)
4 Eier
geriebene Schale von 1 Zitrone
100 g Erythrit (ich verwende Xucker light* der gleichnamigen Firma)
Vanillezucker oder reine Vanille, gemahlen
60 g glutenfreier Grieß (ich verwende gerne den Hirse Vollkorn Grieß der Firma Werz*)
1/2 Pkg Backpulver
etwas Butter für die Form
Die Eier werden getrennt.
Das Eiweiß zu festem Schnee schlagen.
Die Eigelbe mit dem Quark, der Zitronenschale, dem Erythrit und der Vanille kräftig verrühren.
Den Grieß mit dem Backpulver mischen und unter die Quarkmasse rühren.
Den Eischnee unterheben.
Eine Auflaufform mit Butter gründlich einfetten, die Quarkmasse einfüllen, mit etwas Grieß bestreuen und einige Butterflocken darauf verteilen.
Im auf 180 Grad Ober-Unterhitze vorgeheizten Ofen 30 Minuten goldbraun backen lassen. Eventuell einen Stäbchentest machen, damit die Konsistenz nicht zu weich bleibt.
Es können alle Früchte, die für euch gut verträglich sind, dazu gereicht werden. Da es zur Zeit regional für mich kein passendes Obst gibt, habe ich mich für die tiefgefrorenen wilden Heidelbeeren in Bio-Qualität von Alnatura* entschieden. Das schmeckte richtig lecker!
* unbezahlte Werbung: Ich bin inzwischen sehr überzeugt von einigen Zutaten-Herstellern, da ich mit deren Produkten die für mich besten Ergebnisse erziele. Ich werde allerdings nicht gesponsert, alles Geschriebene basiert auf meinen eigenen Erfahrungen. Selbstverständlich können auch analog anderes Mehl, Zucker usw. benutzt werden.
Susanne (Dienstag, 29 März 2022 20:26)
Hallo hallo �, sehr lecker. Werde ich demnächst backen.
Schön wie du immer etwas dazu schreibst. Genieße deinen Wein auf eurer tollen Terrasse
Geli (Dienstag, 29 März 2022 15:47)
Ich finde es wunderschön, wie du um deine Rezepte diese liebevollen Geschichten deiner Erinnerungen schlingst. Ein zusätzlicher Genuss, dazu zu deine liebevoll dekorierten Fotos
ich danke dir für diese ganz besonderen "Menues".!
Deine Geli